Aino Löwenmark: vocals, piano, wurlitzer
Jürgen Spiegel: drums, percussion
Sandro Giampietro: guitar, electric guitar
Friedrich Paravicini: cello, hammond,
wurlitzer, fender rhodes, ondes martenot
Omar Rodrigues Calvo: double bass
Michi Kiske: vocals on “Halleluja”
„Ich hatte das Gefühl, dass es noch andere kreative Facetten in mir gibt, die sich ausdrücken wollten“, erklärt Aino Löwenmark den Impuls zu Human, dem ersten Album unter ihrem eigenem Namen. In den letzten 10 Jahren feierte die Sängerin, Pianistin und Komponistin im Duo Fjarill internationale Erfolge. Dessen bislang letztes Album „Tiden“ erschien 2013, am Ende der dazugehörigen Tournee nahmen sich Aino Löwenmark und Hanmari Spiegel eine künstlerische Pause, ohne Fjarill endgültig aufzulösen. „Hanmari und ich harmonieren perfekt und so sind natürlich auch unsere gemeinsamen Platten sehr harmonisch“, stellt Aino Löwenmark fest. „Bei meinem eigenen Album wollte ich neue Klangwelten kreieren und die bekannte Kombination von Klavier, Geige und Gesang erweitern.“
Dafür zog die in Schweden geborene und in Hamburg lebende Musikerin schon früh ihren Lebenspartner hinzu, den unter anderem vom Tingvall Trio bekannten Schlagzeuger Jürgen Spiegel. „Nachdem ich die ersten zehn Songs geschrieben und aufgenommen hatte, gingen mir diese noch nicht weit genug in die Richtung, die mir vorschwebte“, erinnert sich Löwenmark. In der Folge steuerte Spiegel neue Ideen bei und wurde schließlich zum Co-Komponisten. Darüber hinaus suchten die beiden weitere Musiker und schufen sich neue Strukturen. „Diesmal haben wir die Musik bei uns zuhause richtig produziert. Dafür verwandelten wir unsere Wohnung für ein halbes Jahr in ein Studio, voll mit Instrumenten, Geräten und Kabelchaos“, erklärt Aino Löwenmark einen wesentlichen Unterschied zur vergleichsweise spontanen Fjarill-Arbeitsweise.
Nun sind auch die Arrangements von Human vielfach akustisch angelegt, aber nicht reduziert auf unverstärkte Klänge. Flügel, Cello, Kontrabass und Perkussion werden durch oszillierende Sounds von Wurlitzer- oder Rhodes-Piano, Hammondorgel und E-Gitarre bereichert. Nicht nur in schwungvolleren Stücken setzt Jürgen Spiegel an Schlagzeug und Perkussion rhythmische Akzente. Ein sehr ungewöhnliches Instrument ist auch dabei: das Ondes Martenot, bereits 1929 für ein Orchester in Paris entwickelt. „Wir haben es bei unserem Cellisten und Keyboarder Friedrich Paravicini entdeckt und darauf hin ziemlich oft eingesetzt“, erzählt Aino Löwenmark, „es klingt ein wenig wie eine singende Säge, aber natürlich viel variabler.“ Trotz der vielen Tasteninstrumente markiert die musikalische Ästhetik von Human für Aino Löwenmark eine Wende, „hin zu mehr Gitarren und kraftvolleren Rhythmen.“ Stilistisch vereinen die Songs die unmittelbare Wärme des Folk mit der Präzision einer Pop-Produktion und sorgfältig eingestreuten Rock-Energieschüben.
„Der rote Faden des Albums ist das Mysterium, Mensch zu sein“, lächelt Aino Löwenmark und präzisiert: „ich beschäftige mich mit den verschiedenen Aspekten von Menschlichkeit. Jeder Mensch ist anders, trotzdem haben wir alle ein Gehör und ein Gespür, um uns zu verstehen. Außerdem tragen wir alle einen Ton, einen Urklang in uns, der uns einerseits Halt gibt, andererseits mit der Welt resoniert.“ In gewisser Weise hat Löwenmark, sagt sie, auf Human nun auch einige ihrer inneren Stimmen befreit, die bislang noch nicht zu Wort kamen. „Sie haben jetzt durch die verschiedenen Musiker einen Ausdruck bekommen“, erklärt Löwenmark ihre Begeisterung für die Band und den neu gefundenen Gesamtsound. „Es ist inspirierend, mit guten Leuten zu arbeiten. Ohne Austausch gibt es ja auch keine Entwicklung.“ Kontrabassist Omar Rodrigues Calvo bildet mit Jürgen Spiegel die Rhythmusgruppe des Tingvall Trios und war auch schon auf Fjarills „Tiden“ engagiert. Der Gitarrist Sandro Giampietro gehört ebenfalls zu Löwenmarks langjährigen guten Bekannten und zur Band von Helge Schneider. Neu in den Kreis der Vertrauten kam Friedrich Paravicini, der Cello bei Annett Louisan, am Thalia Theater oder dem Hamburger Schauspielhaus spielt. „Männer möchten immer alles ganz genau wissen und haben gerne klare Strukturen“, stellt Löwenmark ein wenig belustigt fest, „das war auch ein wesentlicher Unterschied zu Produktionen mit Hanmari, bei denen wir oft sehr intuitiv arbeiteten.“
In Falun, rund drei Autostunden nördlich von Stockholm, ist Aino Löwenmark aufgewachsen. Die größte Stadt der Region wurde lange von einer Kupfermine geprägt, ist reich an Traditionen und Kultur. „Die Einwohner halten viel auf sich und es ist beinahe selbstverständlich dort, Musik zu machen“, erzählt Aino. „Meine Eltern haben mich immer ermutigt und schon in der Grundschule durfte ich meine selbst verfassten Lieder vorspielen. Ich liebe es, Singer/Songwriter zu sein, aber auch, mit anderen im Chor zu singen.“ Nach einem Studium in Spanien landete Löwenmark 1995 der Liebe wegen in Hamburg. Ihre schwedische Sozialisation hat sie aber bis heute nicht vollends abgelegt, was man nicht nur an ihrer eigenen Art erkennen kann, mit der deutschen Sprache umzugehen. Lange war Astrid Lindgrens zeitloses Kinder-Idol Pippi Langstrumpf eine Inspiration für Aino Löwenmark. „Sie hat keine Angst vor irgendetwas, weil sie sich auf ihre Stärke verlassen kann“, stellt Löwenmark fest. „Natürlich bin ich heute erwachsen und gebe nicht jedem Freiheitswunsch nach. Aber ich kann immer noch spontan und direkt sein. Und Kreativität ist für mich so wichtig wie essen und trinken.“
Auch wenn Human nicht spontan, sondern während eines längeren Prozesses entstanden ist, spiegeln die Songs doch ziemlich direkt Aino Löwenmarks Gedanken und Emotionen. Darüber hinaus markiert das Album eine künstlerische Entwicklung, die fast beiläufig beweist, dass auch Annäherungen an Pop Tiefgang haben können.
No upcoming shows scheduled